„Wir erleben derzeit auf Kamtschatka eine Reihe extremer Naturereignisse“, erklärte Oserow. Bereits am 20. Juli 2025 ereignete sich ein Erdbeben in der Awatscha-Bucht, dem am 30. Juli ein weiteres starkes Beben folgte, das mit einer Intensität von 6 bis 7 auf der Richterskala deutlich spürbar war. „Fast gleichzeitig stieg die vulkanische Aktivität signifikant an. Die Eruptionen stehen in direktem Zusammenhang mit dem jüngsten Erdbeben, das magmatische Herde aktiviert und zusätzliche Energie in sie eingespeist hat“, so der Vulkanologe.
Awatschinskij macht den Anfang
Als erstes zeigte der Vulkan Awatschinskij Anzeichen erhöhter Aktivität. Über seinem Krater stiegen Dampfgaswolken mit geringen Ascheanteilen bis zu 300 Meter hoch auf. „Diese Emissionen stellen eine potenzielle Gefahr für Touristen dar, die traditionell den Awatschinskij besteigen“, warnte Oserow. Wissenschaftler seines Instituts haben umgehend mit der Untersuchung begonnen. Eine umfassendere Analyse sei geplant, sobald die Wetterbedingungen dies zulassen.
Lavafluss am Kljutschewskoij bedroht Infrastruktur
Kurz darauf meldete sich der Vulkan Kljutschewskoij zu Wort, der sich bereits in einem aktiven Ausbruchsstatus befand. Aus seinem Krater wurden glühende Lavabomben bis zu 200 Meter hoch geschleudert, kleinere Aschewolken traten aus. Am 30. Juli bildete sich eine bis zu 6 Kilometer hohe Aschesäule, ein Lavafluss ergoss sich über die Hänge. Dieser erreichte zunächst eine Länge von 1,5 Kilometern und hatte am 3. August bereits fast 3,5 Kilometer erreicht. „Das ist äußerst gefährlich, da der Lavafluss in Richtung des Bogdanowitsch-Gletschers zieht, welcher dadurch schmelzen könnte. Die Folge wären große Wassermengen im Fluss Studjonaja und potenziell gefährliche Murgänge, die die Bundesstraße zwischen Kosyrewsk, Kljutschi und Ust-Kamtschatsk blockieren könnten“, erläuterte Oserow. Auch Touristen, die sich aktuell am Vulkan Tolbatschik aufhalten, könnten abgeschnitten werden.
Kraschennikow erwacht nach Jahrhunderten
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Vulkan Kraschennikow, der sich am 3. August nach über 600 Jahren der Ruhe zurückmeldete. „Der Ausbruch begann aus dem zentralen Krater. Gleichzeitig öffnete sich ein Riss im Vulkankegel, aus dem derzeit Dampfgasemissionen austreten. Während sich die Spalte bildete, wurde eine große Menge Asche ausgestoßen“, so Oserow.
Mögliche Eruption des Vulkans Kambalnyj
Bewohner des Dorfes Osjornaja berichten zudem von wiederholtem Donnergrollen und lauten Geräuschen vom Vulkan Kambalnyj. Laut Oserow bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch dieser Vulkan in Folge der seismischen Ereignisse vom 30. Juli in eine Ausbruchsphase eingetreten ist.
Behörden raten zu höchster Vorsicht
Angesichts der angespannten Lage warnen die Behörden vor Aufenthalten in den betroffenen Regionen. Oserow appellierte an Bewohner und Touristen, von Besuchen aktiver Vulkane und umliegender Gebiete abzusehen. „Die Lage ist auch für den Flugverkehr kritisch“, betonte der Wissenschaftler abschließend.

Danke für die Warnungen!
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