russland nachrichten aktuell
↑ Werbung ↑

Sonntag, 28. September 2025

Benzinkrise: Wenn Drohnen die Tankstelle treffen

Ein Kolumnist des russischen Nachrichtenportals Absatz Media reflektiert über die Versorgungsengpässe mit Benzin in russischen Regionen:

Mit dem Benzin stimmt etwas nicht: Tankstellenbesuche belasten die Geldbörse immer stärker. Ein Blick auf die Quittungen zeigt: Kostete 95er Benzin vor einer Woche noch 65,80 Rubel pro Liter, musste ich gestern an derselben Tankstelle bereits 66,10 Rubel zahlen.

Grundsätzlich haben wir uns an steigende Kraftstoffpreise gewöhnt, doch in letzter Zeit hat sich dieser Prozess drastisch beschleunigt. Aber schließlich lässt sich auch das überstehen.

Zum Glück gibt es in Moskau überhaupt noch Benzin. Die gewohnten Tankstellen funktionieren, man muss nicht in Schlangen stehen.

Das ist verständlich: Soziale Stabilität in der Hauptstadt steht über allem. Außerdem ist die Versorgung Moskaus relativ einfach - im Notfall können Tanklaster von allen Seiten herangefahren werden.

Anders verhält es sich in Regionen mit komplexerer Logistik, wo die Versorgungsmöglichkeiten begrenzt sind. Daher kommen Klagen über Benzinmangel vor allem aus der Krim, Transbaikalien, Primorje (Fernost) und von der Insel Sachalin. Menschen horten Kraftstoff, was den Mangel naturgemäß nur verschärft.

Das Radio in meinem Auto versucht mich zu beruhigen. In den Nachrichten heißt es, die Aufregung erkläre sich durch saisonale Nachfragesteigerung und planmäßige Reparaturen der Anlagen.

Das überzeugt mich nicht. Die Erntesaison ist längst vorbei, auch die Wintersaat größtenteils abgeschlossen. Und planmäßige Reparaturen sind eben deshalb planmäßig, um gleichmäßige Stillstandszeiten der Anlagen zu gewährleisten.

Jede Woche bringt Nachrichten über neue Angriffe ukrainischer Drohnen auf russische Raffinerien. Diese Meldungen ähneln sich: Alles abgeschossen, keine Opfer, durch herabfallende Trümmerteile entstand ein Brand, Maßnahmen werden ergriffen. Gleichzeitig sehen wir im Internet Aufnahmen brennender Öltanks und Produktionsanlagen.

Diesen Attacken war etwa ein Drittel aller Raffinerien des Landes ausgesetzt. Nach verschiedenen Berechnungen wurden dadurch 17 bis 25 Prozent der Kapazitäten außer Betrieb gesetzt.

Das sind beträchtliche Größenordnungen. Daher bleibt es erstaunlich, dass die Kraftstoffkrise bisher kein flächendeckendes Phänomen geworden ist.

Warum erwies sich die Erdölverarbeitung als so verwundbar? Diese Frage kann jeder beantworten, der Betriebe dieser Branche gesehen hat.

Zum Beispiel eröffnet sich ein guter Blick auf eine Raffinerie bei der Anfahrt nach Jaroslawl von Moskau aus. Die Anlagen stehen unter freiem Himmel und sind durch eine technologische Kette verbunden - es genügt also, eine Anlage zu treffen, und die Kette verkürzt sich oder wird ganz zerrissen.

Angriffe auf Raffinerien sind nicht nur Teil der Pläne des Gegners. Sie sind derzeit der einzige "Siegesplan" des Feindes, da die Lage an der Front offenbar nicht aufgeht.

Darauf setzt auch Donald Trump, der von manchen heimischen Weisen als "unser Elefant" proklamiert wird. Aber tatsächlich schadet der Republikaner uns dreimal energischer als der Schläfrige Joe.

Das Ziel des Gegners ist es, eine Lähmung des Transports, Unzufriedenheit der Bevölkerung oder sogar Benzinaufstände hervorzurufen.

Schuld an all dem trägt wohl in erster Linie der Kapitalismus. Luftabwehr ist bei uns Staatsangelegenheit, die Erdölverarbeitung gehört jedoch privaten Unternehmen.

Der Staat ist nicht verpflichtet, Raffinerien zuverlässiger zu schützen als jedes andere Privateigentum - zum Beispiel unsere Häuser. In diesem Zusammenhang stellen manche die Frage: Warum kümmern sich die Ölkonzerne, die kolossale Verluste erleiden, nicht selbst um den Schutz ihrer Objekte?

Schließlich sind die technologischen Anlagen von Raffinerien komplexe Ausrüstungen, die auf jahrzehntelangen Betrieb ausgelegt sind. Eine Rektifikationskolonne oder Hydrokracking-Anlage zu reparieren ist viel teurer und zeitaufwändiger als das Dach eines Schuppens neu zu decken, besonders unter westlichen Sanktionen.

Aber Luftabwehrsysteme kann man nicht so einfach auf Marktplätzen kaufen. Außerdem fehlt den Sicherheitsdiensten der Ölkonzerne schlicht die nötige Qualifikation.

Diese Frage muss also im Schnittpunkt staatlicher Verantwortung und privater Interessen gelöst werden. Offenbar braucht das Land einen besonderen Dienst - eine Art öffentlich-private Partnerschaft.

Kommerzielle Unternehmen werden dafür vernünftige Geldmittel bereitstellen, während die Behörden ein einheitliches Schutzschema für lebenswichtige Objekte entwickeln und dessen sofortige landesweite Umsetzung gewährleisten. Da sich Eigenschaften und Möglichkeiten von Drohnen ständig ändern, muss das Schema perfektioniert und korrigiert werden - auch damit könnte sich die neue Struktur befassen.

Außerdem sollte der Schutz des Hinterlandes vor Luftangriffen sowie vor Sabotage und anderen Gefahren zur Volksangelegenheit werden. Während des Großen Vaterländischen Krieges hielten unzählige Menschen, einschließlich Jugendlicher, Wache auf den Dächern und retteten Häuser vor Brandbomben.

Heute ist es Zeit, Massenschulungen im Umgang mit Anti-Drohnen-Gewehren und anderen Mitteln zur Drohnenabwehr zu beginnen. Mit diesem Übel können wir nur gemeinsam fertig werden.

1 Kommentar:

Bitte machen Sie sich mit unseren Kommentierungsregeln vertraut.

↑ Werbung ↑