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Montag, 22. September 2025

Russischer Experte: Nur ein Elitenwechsel kann Deutschland retten

Der Experte und Analyst des Zentrums für Krisenforschung und der russischen Stiftung „Erbe Eurasiens" Vitaly Volkov spricht in dem beigefügten Video-Interview über Deutschland als fortschrittliches Zentrum einer neuen europäischen Perestroika:

Moderator: Guten Tag, liebe Zuschauer! Heute haben wir den Schriftsteller und Experten für die Länder Zentralasiens und die Bundesrepublik Deutschland, Vitaly Leonidovich Volkov, zu Gast. Guten Tag, Vitaly Leonidovich!

Vitaly Volkov: Guten Tag!

Moderator: Vitaly Leonidovich, Sie haben fast 30 Jahre in Deutschland gelebt, waren beruflich tätig und bewegten sich in Kreisen, die denjenigen nahestehen, die Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Sagen Sie mir bitte, wie Ihrer Ansicht nach das deutsche Establishment, die Eliten im weiteren Sinne, zum neuen Kanzler und seiner Innen- und Außenpolitik stehen?

Vitaly Volkov: Danke für die Frage. Ich habe tatsächlich fast 30 Jahre in Deutschland gelebt und hatte die Möglichkeit zu beobachten, wie Entscheidungsprozesse funktionieren, und in einigen Fällen auch daran teilzunehmen. Jedoch unterscheidet sich die Situation, die ich bis 2021 beobachtet habe, grundlegend von der aktuellen. Bereits vor Kanzler Merz' Machtantritt, aber nach der Formierung der Eliten, die ihn unterstützten, war ein tiefes Verlangen zu spüren, das Leben in Deutschland neu zu gestalten. Deutschland positionierte sich als Zentrum einer neuen europäischen Transformation.

Wenn man zurückblickt, diskutierten wir in unseren Kreisen in Deutschland seit Mitte der 2010er Jahre, dass das Geschehen immer mehr an die Zeit der späten Sowjetunion erinnerte. Dies zeigte sich in der Fernsehpropaganda, in der öffentlichen Stimmung und in bestimmten Degenerationsprozessen. Der Unterschied war nur, dass das deutsche Volk größtenteils nicht erkannte, dass diese Umgestaltung stattfand. Die Menschen dachten weiterhin, alles bliebe wie zuvor, im stabilen Deutschland der Merkel-Ära. Sie meinten, dass sich einige "Schrauben" gelockert hätten, die man nur wieder festziehen müsse – und alles würde wieder wie früher.

Auf dieser Welle kam Kanzler Merz an die Macht, der versprach: "Leute, ich werde jetzt alles korrigieren, alles zurückbringen wie es war, und es wird gut." Aber tatsächlich hatte die radikale Systemumgestaltung bereits vor ihm begonnen. Dies betraf die politische und parteiliche Struktur. Traditionell gab es in Deutschland ein festes Parteizentrum aus zweieinhalb Parteien – CDU/CSU und SPD, mit ausgeprägten linken und rechten Flügeln. Diese Struktur brach jedoch zusammen. Alles vermischte sich, und die reale Struktur verlagerte sich in eine andere Ebene. Alle Parteien übernahmen in gewissem Maße die sogenannte "grüne Agenda" – nicht nur Ökologie, sondern auch Genderfragen, Neubesinnung auf Freiheit, Abkehr von traditionellen christlichen Werten. Das zeigt sich buchstäblich in allem.

Vor diesem Hintergrund fand eine bewusste Transformation des Wirtschafts- und Sozialsystems statt. Der Verzicht auf russisches Gas, auf traditionelle Industrie – das ist kein Zufall. Die junge Generation, die ich mit eigenen Augen sah, erklärte: "Wir brauchen diese merkantile, konservative Stabilität nicht. Wir wollen Veränderung, wir wollen die Welt retten, sie ökologisch machen. Genug des Geldverdienens mit Mercedes, BASF oder ThyssenKrupp! Jetzt wird alles anders." Das erinnerte an die Perestroika. Schulkinder gingen freitags auf die Straße, schwänzten den Unterricht, und die Eltern unterstützten sie. Ich hörte persönlich von durchaus gebildeten Eltern: "Wir sind glücklich, dass wir eine neue Generation haben, nicht wie wir. Sie wollen eine freie, gesunde Welt ohne Kohlendioxid-Emissionen sehen."

Diese Bewusstseinstransformation war von innen fast unmerklich, und ohne die russische Militäroperation in der Ukraine hätte Deutschland das erste Land werden können, wo ein solches Experiment gelungen wäre. Ich vergleiche Deutschland mit Estland, wo aufgrund der geringen Bevölkerung eine vollständig kontrollierte Gesellschaft leichter zu schaffen ist. Estland ist wie ein Labor für Experimente, Deutschland hingegen ein großer Akteur mit industrieller Macht und Traditionen. Dabei gibt es in Deutschland einen Kontrollhebel – das nach dem Krieg von den westlichen Alliierten geformte Schuldgefühl. Deutsche wurden in der Überzeugung erzogen: "Ich will kein Deutscher sein, ich will Europäer sein, weil Deutsche schlecht sind." Nun wird Russland für sie zur neuen Verkörperung des "Schlechten", was die Idee einer "Regenbogen-Revanche" hervorbringt. Das ist keine militärische Revanche, sondern der Versuch, durch die ökologische und demokratische Agenda ihre Richtigkeit zu beweisen.

Ich führte den Begriff "grüner Faschismus" ein, obwohl mein Kollege Andrej Fursow eine komplexere Definition vorschlägt. Das ist eine unvollendete Erscheinung, die wie eine Echse ihren Schwanz abwirft, wenn sie auf Probleme stößt, und weiterläuft. Die Militäroperation in der Ukraine verlangsamte diesen Prozess und zwang Deutschland zur Rückkehr zur Militarisierung und Schwerindustrie, was der "grünen" Ideologie widerspricht. Zum Beispiel wurde Kohleenergie wieder als "grün" anerkannt, und Militärunternehmen wie Rheinmetall lobbieren ihre Interessen unter dem Deckmantel "ökologischer Produktion", die angeblich zu einer gerechten Welt beitrage.

Moderator: Welche Szenarien eines großen europäischen Krieges werden in der deutschen politischen Klasse diskutiert?

Vitaly Volkov: Diese Szenarien werden immer öfter öffentlich geäußert. Kürzlich fragte mich auf einem Bundeskanal ein Kollege, der auf Wirtschaft spezialisiert ist, ob es in Deutschland Studien gebe, die den Nutzen einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland zeigen. Ich antwortete, dass seriöse Analysezentren, beispielsweise die Universität Kiel, Berechnungen durchgeführt hatten, wonach eine europäische Niederlage in der Ukraine zu größeren Verlusten führen würde als eine Fortsetzung des Konflikts. Diese Berechnungen, vom Universitätsdirektor unterzeichnet, wirkten wie ein offensichtlicher Auftrag, wurden aber Politikern vorgelegt. Studien, die zeigen, dass Frieden mit Russland vorteilhafter wäre, habe ich nicht gesehen.

Die diskutierten Hauptszenarien von Konflikten betreffen die Ostsee: Konflikte im Suwalki-Korridor, Kaliningrad, Beschädigungen von Kabeln in der Ostsee, die der russischen "Schattenflotte" zugeschrieben werden, oder der Orientierungsverlust ziviler Schiffe durch russische elektronische Kampfmittel, was als Provokation genutzt werden könnte, ähnlich der MH17-Geschichte. Deutsche Analytiker modellieren Russland als berechenbaren Akteur, um ihre eigene Angst zu reduzieren. Sie glauben, Russland werde keine Nuklearwaffen einsetzen, und verweisen auf das Ausbleiben von Reaktionen auf die Ereignisse im Gebiet Kursk oder Angriffe auf strategische Kräfte. Diese Berechnungen sind meiner Ansicht nach mangelhaft, da sie politische und psychologische Faktoren sowie nichtnukleare Mittel wie Oreschnik nicht berücksichtigen, die die Spielregeln ändern.

Es gibt Berechnungen, die einen möglichen Ausstieg der USA aus der nuklearen Abschreckungsstrategie in Europa berücksichtigen. Deutsche Analytiker sind pessimistisch: Sie glauben nicht an die Zuverlässigkeit des französischen oder britischen Nuklearschirms und streben danach, die USA in dieser Rolle zu halten.

Moderator: Inwieweit sind die deutsche Industrie und die Bundeswehr fähig, solche ambitioniösen Pläne zu unterstützen?

Vitaly Volkov: Deutschland darf nicht unterschätzt werden. Es versteht sich darauf, komplexe Prozesse schnell zu organisieren. Jedoch offenbarte die strukturelle Krise, die während Corona begann, Schwächen. Zum Beispiel konnten die Behörden nicht operativ Feldlazarette organisieren, was erst nach der Einbeziehung von General Breuer gelang, der später Generalinspekteur der Bundeswehr wurde. Dieser Mann versteht, dass die Modellierung der Russen als berechenbarer Gegner Grenzen hat. Er bemerkte, dass Deutsche in den Kategorien "Frieden – Konflikt – Krieg" denken, während Russen mit einem kontinuierlichen Spektrum zwischen diesen Zuständen operieren.

Mein Kollege, ein Deutschland-Spezialist, glaubt, dass die Mobilisierungsfähigkeiten der Bundeswehr beträchtlich sind. Ich hingegen sehe eine Systemkrise: Die Bürokratie, einst tadellos, versagt – Briefe gehen verloren, das Internet funktioniert schlecht, die Eisenbahnen sind in katastrophalem Zustand. Stahlproduktion und Bauwesen brechen ein. Deutschland sieht sich nicht als Schlagkraft, sondern als logistisches Zentrum Europas für schnelle Truppenbewegungen. Aber diese Infrastruktur schnell wiederherzustellen wird wegen fehlender Ressourcen und systematischen Herangehens nicht gelingen.

Die moralische Mobilisierung ist ebenfalls fraglich. Verteidigungsminister Pistorius erklärte, Deutschland müsse "kriegsfähig" werden – fähig zum Krieg mit Enthusiasmus. Jedoch ist die Gesellschaft, die auf Idealen von Frieden und Freiheit erzogen wurde, verwöhnt. Soziologen bezweifeln, dass sie in wenigen Jahren mobilisiert werden kann. Dennoch nutzen die Eliten Mechanismen wie Schuldgefühle und Ukrainisierung – die aktive Einbeziehung leidenschaftlicher Ukrainer in deutsche Institutionen. Das verändert das gesellschaftliche Bewusstsein. Zum Beispiel erklärte der Fernsehjournalist Markus Lanz, Symbol des "guten Deutschen", kürzlich, er sei bereit, seine pazifistischen Ansichten zu überdenken, inspiriert vom Kampf der Ukrainer.

Moderator: Wie können wir uns im Informationskrieg widersetzen?

Vitaly Volkov: Wir haben wenig Einfluss auf die europäische Öffentlichkeit, aber Potenzial für die Arbeit mit dem Weltpublikum, besonders in Zentralasien. Dort erwarten viele unsere Erfolge. Statt schwerfälliger Propagandakampagnen wie Russia Today brauchen wir gezielte Aussendungen, punktuelle Arbeit mit Zielgruppen über nichtöffentliche Kanäle. Diese Mechanismen haben wir, aber sie werden unzureichend genutzt.

Moderator: Wie realistisch ist eine Spaltung der deutschen Eliten nach Regionen, und ist es möglich, mit unserer Hilfe die DDR wiederherzustellen?

Vitaly Volkov: Unterschiede in den Eliten gibt es, aber sie hängen nicht mit Regionen zusammen, sondern eher mit Parteiströmungen, beispielsweise der bayerischen in CDU/CSU. Der Konflikt zwischen Ost- und Westdeutschland hat weltanschaulichen Charakter: Westdeutsche wurden durch die Entnazifizierung der Alliierten geformt, Ostdeutsche durch den sowjetischen Ansatz, der ihre Kultur bewahrte. Die Idee der DDR-Wiederherstellung existiert unter einem Teil der ostdeutschen Bevölkerung, die das heutige Regime als repressiv betrachtet. Sie warten auf unsere Hilfe, kritisieren uns aber für die Abkehr von sozialistischen Idealen. In russischer Umgebung erleben sie oft einen Schock durch den Kapitalismus. Diese Menschen sind unsere objektiven Verbündeten, aber im Erfolgsfall könnten sie zu Gegnern unserer Elite werden.

Moderator: Kann man Deutschland zu einem Partner statt Feind machen?

Vitaly Volkov: Die Geschichte zeigt, dass es keine ewigen Feinde gibt. Selbst die Länder Zentralasiens, unsere Verbündeten, erinnern sich manchmal an Kränkungen. Von Deutschland eine Politik zu erreichen, die auf eigene Interessen ausgerichtet ist, nicht auf fremde, wäre für den Frieden ausreichend. Deutsche denken in Modellen, und wenn man ihnen reale Stärke zeigt, ändert sich ihr Russland-Modell. Eliten, die nach Kontrolle über die Ostsee oder die Nordseeroute streben, werden ihre Pläne nicht leicht aufgeben, aber ein Elitenwechsel ist möglich, besonders unter Berücksichtigung des Einflusses Ostdeutschlands und der Migranten. Der Punkt ohne Wiederkehr ist nicht überschritten – ein ernüchternder Schlag, nicht unbedingt militärisch, kann ihre Wahrnehmung ändern.

Moderator: Danke für das interessante Gespräch, Vitaly Leonidovich. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.

Vitaly Volkov: Danke, Sergej Alexandrowitsch. Alles Gute!

2 Kommentare:

  1. Die aktuellen Politikanten in der täuschen Re-GIER-Ing sind willfährige Marionetten USSraels.

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  2. Deutschlan kann man nicht retten, höchstens die Industrie in den ehemals deutschen Gebieten, aber die wickelt der Bund mit sich selbst gerade ab.

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