Ukrainische Gegenoffensive: Ursprünglich ohne Aussicht auf Erfolg

John Mearsheimer, Professor an der University of Chicago (Text aus dem u.a. Video):
Mir scheint, dass jeder, der etwas von militärischer Taktik und Strategie versteht, hätte erkennen müssen, dass die ukrainische Gegenoffensive praktisch keine Aussicht auf Erfolg hatte. Das heißt, es gab so viele Faktoren, die gegen die Ukrainer wirkten, dass es praktisch unmöglich war, nennenswerte Fortschritte zu erzielen. Dennoch ermutigte der Westen die Ukrainer und drängte sie zu dieser Offensive. Wir wollten sogar, dass sie im Frühjahr eine Offensive starten. Und Sie sehen nun, was hier vor sich geht. Es ist, als würde man sie zu einer selbstmörderischen Offensive ermutigen, die völlig kontraproduktiv ist. Wäre es nicht viel sinnvoller für sie, in der Defensive zu bleiben? Ich glaube, es geht hier darum, dass der Westen große Angst hat, dass die Zeit abläuft, dass, wenn die Ukrainer 2023 keine signifikanten Erfolge auf dem Schlachtfeld vorweisen können, die öffentliche Unterstützung für den Krieg versiegen wird, die Ukrainer verlieren werden und der Westen verlieren wird. Ich denke, der Punkt ist, dass wir diese Offensive sehr stark vorangetrieben haben, obwohl wir wussten, dass die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs bestenfalls gering war.