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Dienstag, 8. Juli 2025

Oreschnik: Werkzeug zur Schaffung von molekularem Brei und neuer Weltordnung

Über die modernen russischen Raketen vom Typ Oreschnik ist immer noch wenig bekannt. Doch der Investigativjournalist Andrei Wadschra hat umfangreiche Arbeit geleistet und eine eigene Untersuchung zu diesem Thema veröffentlicht, die nicht nur spannende technische Details, sondern sogar wichtige, wenn auch nicht unbedingt offensichtliche geopolitische Aspekte dieser Frage umfasst:

Was ist die Mach-Zahl? Sie ist ein Maß für die Schallgeschwindigkeit. Die Schallgeschwindigkeit ist jedoch keine konstante Größe – sie hängt von den physikalischen Eigenschaften des Mediums ab, in dem sich der Schall ausbreitet. Und diese physikalischen Eigenschaften hängen wiederum von Druck und Temperatur ab. Deshalb ist die Schallgeschwindigkeit in verschiedenen Medien unterschiedlich.

In Bodennähe beträgt die Schallgeschwindigkeit beispielsweise etwa 340 Meter pro Sekunde. Das bedeutet, ein Mach entspricht 340 Metern pro Sekunde. Geschwindigkeiten von Mach 1 bis Mach 5 gelten als Überschallgeschwindigkeit – in diesem Bereich bewegen sich Überschallflugzeuge. Hyperschall beginnt ab Mach 5, also bei 1700 Metern pro Sekunde. Das ist sehr wichtig, aber dazu später mehr.

Die Beschleunigung eines Flugkörpers auf Hyperschallgeschwindigkeit ist an sich nichts Außergewöhnliches. Bereits die ballistische Rakete V2 von Wernher von Braun erreichte kurzzeitig 1700 Meter pro Sekunde. Heute verfügen verschiedene taktische und einige Flugabwehrraketen über Hyperschallgeschwindigkeit. Auch die Gefechtsköpfe interkontinentaler ballistischer Raketen können mit Geschwindigkeiten von über Mach 5 in die Atmosphäre eintreten.

Darüber hinaus durchlaufen alle rückkehrfähigen Raumflugkörper eine Hyperschallphase. So traten zum Beispiel die US-amerikanischen Space Shuttles und das sowjetische Buran-Raumschiff mit Hyperschallgeschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein. Sogar Meteoriten, die auf die Erde fallen, bewegen sich mit Hyperschallgeschwindigkeit. Zum Beispiel durchquerte der Tscheljabinsk-Meteorit im Jahr 2013 die Erdatmosphäre mit einer Geschwindigkeit von Mach 55.

Hyperschall ist also nichts Ungewöhnliches. Dennoch sind die ersten echten Hyperschallflugkörper erst vor Kurzem entwickelt worden, und Russland war das erste Land, dem es gelang, sich diese Technologie anzueignen. Daraus ergibt sich eine naheliegende Frage: Was genau ist ein Hyperschallflugkörper? Und hier kommen wir zum spannendsten Teil – zur physikalischen Natur der Bewegung eines Objekts bei Hyperschallgeschwindigkeit.

Die Physik des Hyperschalls bestimmt die Besonderheiten eines Hyperschallflugkörpers.

Eine entscheidende Frage lautet: Warum trennt gerade die Geschwindigkeit von Mach 5 den Überschallbereich vom Hyperschallbereich? Warum nicht Mach 2, 3 oder 4 – sondern ausgerechnet Mach 5? Die Antwort auf diese Frage ist der Schlüssel zum Verständnis des Wesens eines Hyperschallflugkörpers. In Wirklichkeit ist es ganz einfach: Ab einer Geschwindigkeit von Mach 5 ändert sich die Physik der Bewegung eines Flugkörpers grundlegend – ebenso wie die physikalische Struktur des Flugkörpers selbst und die physikalischen Eigenschaften des Mediums, in dem er sich bewegt.

Bei Überschallgeschwindigkeiten trifft der Luftstrom auf den Flugkörper, wird dabei komprimiert und verdichtet. Diese Kompression erhöht die Lufttemperatur – je stärker die Kompression, desto heißer die verdichtete Luft. Das führt zur Erhitzung einzelner Teile des Flugkörpers auf mehrere Hundert Grad Celsius. 

Der Überschallstoß beschleunigt die Luftmoleküle und wandelt ihre kinetische Energie in Wärme um. Diese Erwärmung beeinflusst jedoch die Moleküle selbst nicht – sie stoßen immer stärker zusammen, bleiben aber physikalisch unverändert.

Bei Geschwindigkeiten über Mach 5 hingegen wirken die Zusammenstöße auf die Struktur der Moleküle ein. Die Atome in den Molekülen der Hauptgase – Luft, Stickstoff und Sauerstoff – beginnen zu schwingen und zu vibrieren, sie nähern sich an und entfernen sich wieder voneinander. Diese neuen Schwingungen finden innerhalb der Moleküle statt.

Die enorme Geschwindigkeit des Hyperschallstroms beeinflusst diese inneren molekularen Bewegungen. Dadurch steigt die Temperatur des gesamten Prozesses. Die Energiezufuhr schwächt die Bindungen der Atome, die sich voneinander entfernen – schließlich beginnen die Moleküle zu zerfallen.

Freie Atome gehen neue Verbindungen ein, es kommt zu chemischen Reaktionen. Diese nehmen zu, gespeist durch die Energie des Stroms und katalytische Effekte der Materialien des Flugkörpers. Die Atome verlieren Elektronen. Als Ergebnis dieses Prozesses entsteht Plasma, dessen Konzentration allmählich ansteigt. Die Stoßwelle legt sich von der Bugspitze und den Vorderkanten des Flugkörpers  an den Rumpf und hüllt das gesamte Fluggerät ein.

Die Stoßwelle verschmilzt mit der Grenzschicht an der Oberfläche des Flugkörpers und bildet eine einheitliche viskose Grenzschicht. All dies wird im Flug von intensiver Strahlung begleitet.  

Stellt euch nun vor, welche Festigkeit die Konstruktion eines solchen Flugkörpers besitzen muss – und aus welchen Materialien er bestehen muss –, damit er extremen aerodynamischen Belastungen standhalten kann, während er sich durch Plasma bewegt, das auf 4000 Grad Celsius erhitzt ist. Zum Vergleich: Die Temperatur in einem Siemens-Martin-Ofen erreicht lediglich 2000 Grad Celsius.  

Dazu kommt ein weiterer äußerst wichtiger Punkt – die Notwendigkeit, ein solches Fluggerät in dieser extremen physikalischen Umgebung zuverlässig und stabil steuern zu können.  

All dies ermöglicht es uns, eine klare Definition für Hyperschallwaffen zu geben:  

Hyperschallwaffen, Raketen und Gefechtsköpfe sind nicht einfach nur Flugkörper, die sich mit Geschwindigkeiten über Mach 5 bewegen, vielmehr sind es lenkbare Flugkörper, die einen langen Flug unter hyperschallartigen Bedingungen physisch überstehen können und ihr Ziel präzise treffen.  

Bei der russischen hyperschall-aerobalistischen Rakete Kinschal beträgt die Zielgenauigkeit beispielsweise einen Meter.  

All dies stellt im Grunde genommen einen revolutionären technologischen Sprung dar, denn zur Entwicklung von Hyperschallwaffen sind drei Dinge erforderlich:  
  1. Die Fähigkeit, hochentwickelte Verbundwerkstoffe herzustellen, die extremen Temperaturen und Belastungen standhalten;  
  2. Die Fähigkeit, Kommunikationssysteme zu bauen, die unter extremen Bedingungen zuverlässig funktionieren;  
  3. Die Fähigkeit, Steuerungs- und Zielsysteme zu konstruieren, die es ermöglichen, ein Hyperschallfluggerät zu manövrieren und höchste Zielgenauigkeit sicherzustellen.  
Anders gesagt: Eine Hyperschallrakete lässt sich nur mit einer fortgeschrittenen wissenschaftlichen Infrastruktur entwickeln, die auf unterschiedlichen Gebieten bahnbrechende Fortschritte erzielt hat – sowohl theoretisch als auch praktisch.  

Nun zur Oreschnik.

Jeder hat gesehen, wie die Oreschnik wirkt, doch nur wenige verstehen, was sie eigentlich ist. Es ist, als würde man einen spektakulären Zaubertrick zeigen, ohne das Geheimnis zu verraten – das erzeugt ein Gefühl des Wunders. Dieses Gefühl fehlt jedoch jenen, die sich mit Raketenwaffen auskennen und die verheerende und unausweichliche Bedrohung erkennen, die von diesem neuen Raketensystem ausgeht.

Also: Die Oreschnik ist eine ballistische Mittelstreckenrakete mit hyperschallschnellen Gefechtsköpfen. Ihr Gefechtskopf wiegt 1,5 Tonnen. Die maximale Reichweite beträgt 5500 Kilometer, die Geschwindigkeit liegt bei Mach 11. In nuklearer Ausführung beträgt die Sprengkraft 900 Kilotonnen – das entspricht 45 Hiroshima-Bomben.  

Hinzu kommt: Die Oreschnik verfügt über sechs Gefechtsköpfe, von denen jeder sechs Submunitionen trägt. Das bedeutet: Die Trägerrakete bringt eine Kapsel mit Gefechtsblöcken auf die vorgesehene Angriffshöhe. Dann trennt sich der Mehrfach-Gefechtskopf von der Rakete, öffnet sich und setzt auf vorprogrammierten Flugbahnen sechs steuerbare hyperschallschnelle Gefechtsblöcke frei, die ihrerseits über dem Ziel jeweils sechs Submunitionen ausstoßen.  

Im Westen vermutet man, dass die Oreschnik eine Modifikation des ballistischen Raketensystems RS-26 Rubesch ist. Andere behaupten, er sei eine umgebaute Bulawa-Rakete. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Es ist denkbar, dass der Träger für die Gefechtsblöcke speziell für eine konkrete technische Aufgabe nach dem Baukastenprinzip aus Elementen verschiedener ballistischer Raketen zusammengesetzt wurde.  

Das senkte zum einen die Entwicklungskosten, zum anderen ermöglichte es, die Serienproduktion sofort nach erfolgreichen Tests zu starten. Laut dem Fachmagazin Military Watch Magazine kann die russische Rüstungsindustrie monatlich bis zu 25 Oreschnik-Raketen produzieren – das wären 300 Stück pro Jahr.  

Das ist im Wesentlichen alles, was über dieses neue Raketensystem bekannt ist. Kommen wir nun zur Analyse des Kampfeinsatzes von Oreschnik in Dnepropetrowsk.  

Am 21. November 2024 wurde mit einer Oreschnik-Rakete ein Angriff auf das Werk Juschmasch durchgeführt.  

Der Hyperschallangriff verlief äußerst ungewöhnlich: Plötzlich öffnete sich der Himmel und leuchtende Plasmabälle glitten zur Erde hinab. An der Oberfläche war dies nicht von den typischen Explosionen begleitet, die man bei Raketenangriffen erwartet. Die Gefechtsköpfe waren nicht mit Sprengsätzen ausgerüstet, sondern waren im Grunde massive Metallblöcke.  

Mit enormer Geschwindigkeit durchdrangen sie den Boden – wie ein heißes Messer durch Butter. Ihre gewaltige kinetische Energie schlug direkt auf die mehrstöckigen unterirdischen Bunker des Werks ein, in denen sich Produktionsanlagen befanden.  

Explosionen gab es nicht, wie auf den Videoaufnahmen zu sehen ist. Doch laut Augenzeugen ähnelten die starken Erschütterungen dem Erdbeben mit einem Epizentrum direkt im Zielbereich.  

Stellt euch nun vor: Dutzende schwerer Metallbolzen, auf 4000 Grad erhitzt, treffen mit 3 Kilometern pro Sekunde auf präzise festgelegte Ziele. Ich betone es nochmals: enorme Geschwindigkeit, enorme Temperatur.  

Was glaubt ihr passiert im Epizentrum? Richtig: Dort zerfällt alles in elementare Bestandteile. Der kolossale Energieimpuls dringt tief in den Boden ein und verwandelt alles auf seinem Weg in molekularen Brei. In der direkten Einschlagszone bleibt von den getroffenen Objekten keinerlei Spur zurück.  

Doch das ist nur die Wirkung im Epizentrum. Was geschieht mit dem umliegenden Gelände? Man kann es mit einer von einer Kugel durchschlagenen Frontscheibe vergleichen: In der Mitte ein Loch – drum herum eine völlig zerstörte Struktur. Genau so wird die Bodenstruktur rund um den Einschlag der Oreschnik aufgebrochen.  

Laut Augenzeugenberichten gab es außerhalb des Werksgeländes Risse in den Wänden zahlreicher Häuser, und in mehreren Stadtteilen fiel die Wasserversorgung aus.  

Das bedeutet, der Hyperschallangriff hat die unterirdischen Versorgungsleitungen der Stadt zerstört. Und was ist dann wohl mit der unterirdischen Infrastruktur des Werks geschehen? Kann ein Werk mit zerstörter Infrastruktur weiter funktionieren?  

Genau deshalb sage ich: Juschmasch wurde vernichtet.

Unterirdische Werkstätten, in denen Drohnen hergestellt und aus westlichen Komponenten ballistische Raketen zusammengesetzt wurden, sind zusammen mit ukrainischem und westlichem Personal zu Staub zerfallen, und das gesamte riesige System unterirdischer Kommunikationswege vom Juschnyj Maschinenbauwerk (Juschmasch) wurde zerstört. Der russische Präsident sagte dazu:

„Analoge Systeme wie Oreschnik gibt es weltweit natürlich nicht. Und ich denke, solche Analoga werden so schnell nicht auftauchen. Ich erinnere noch einmal daran, wie Oreschnik funktioniert, wie Sie es gewünscht haben. Dutzende von Kampfeinheiten, selbstgelenkte Einheiten, greifen das Ziel mit einer Geschwindigkeit von 10 Mach an. Das sind etwa 3 Kilometer pro Sekunde. Die Temperatur der treffenden Elemente erreicht 4000 Grad. Wenn ich mich nicht irre, beträgt die Temperatur an der Sonnenoberfläche etwa 5500 bis 6000 Grad. Daher wird alles, was sich im Epizentrum des Einschlags befindet, in Fraktionen, in elementare Teilchen zerlegt und praktisch zu Staub verwandelt. Die Rakete trifft selbst stark geschützte und tief unter der Erde liegende Objekte. Nach Ansicht von Militär- und Technikspezialisten ist die Wirkung eines massierten, gleichzeitigen Einsatzes mehrerer dieser Raketen, also eines koordinierten Schlags, mit der Anwendung von Atomwaffen vergleichbar. Oreschnik ist jedoch natürlich keine Massenvernichtungswaffe.“

Stellen wir uns nun vor, dass russische Spezialisten beispielsweise in einem Jahr Verbundmaterialien entwickeln, die nicht 4000 Grad, sondern 8000 Grad standhalten können. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Geschwindigkeit der Hyperschall-Sprengköpfe verdoppelt wird und 22 Mach erreicht, was wiederum die kinetische Schlagkraft verdoppelt.

Und was, wenn der Sprengkopf der Rakete nicht in Dutzende von Trefferelementen aufgeteilt ist, sondern eine massive Metallkugel mit einem Gewicht von anderthalb Tonnen darstellt? Schließlich wurde Juschmasch, bildlich gesprochen, mit gespreizten Fingern getroffen. Was wäre, wenn man mit der anderthalb Tonnen schweren Faust von Oreschnik zugeschlagen hätte? Und wenn man zehnmal mit zehn Raketen zugeschlagen hätte? Welche Zerstörungskraft hätte das gehabt?

Hier lohnt es sich, an den Tscheljabinsk-Meteoriten zu erinnern. Ein wenig Statistik: Eine Geschwindigkeit von 18 Kilometern pro Sekunde, eine Explosionsstärke von 300 Kilotonnen, das entspricht 15 Hiroshima-Bomben. Beachtet dabei, dass der Meteorit in der Atmosphäre zerfiel und verbrannte, da er die enormen Hyperschallbelastungen nicht aushielt.

Was wäre, wenn er die Erde intakt erreicht hätte? Wie stark wäre die kinetische Schlagkraft gewesen? Und wie stark wäre die kinetische Schlagkraft einer anderthalb Tonnen schweren Oreschnik-Kugel bei einer Geschwindigkeit von 22 Mach? Wozu braucht man dann noch Atomwaffen? Das wissenschaftliche Potenzial Russlands hat dem Land ermöglicht, ein völlig neues Niveau der militärtechnischen Entwicklung zu erreichen und eine neue Ära der Bewaffnung einzuleiten.

Und wie könnte man hier nicht an das legendäre US-Projekt der 1960er Jahre denken – „God’s Rods“ (Stäbe Gottes)? Dieses Projekt sah zwei niedrige Orbitalsatelliten vor. Einer sollte ein Kommunikations- und Steuerungssystem tragen, der andere als Abschussplattform für gesteuerte Wolframstäbe dienen. Die Idee war denkbar einfach: Die Stäbe werden vom Satelliten freigesetzt, dringen mit Hyperschallgeschwindigkeit in die Atmosphäre ein, halten der Erhitzung durch einen speziellen Hitzeschutzpanzer stand und verwandeln das Ziel beim Einschlag in molekularen Brei. Dieses Projekt wurde aufgrund seiner technologischen Komplexität nicht verwirklicht. Den US-Amerikanern fehlten die nötigen hitzebeständigen Materialien, die Hyperschallerhitzung aushalten konnten, ebenso wie das erforderliche Kommunikations- und Steuerungssystem sowie geeignete Trägerraketen, um die Wolframstäbe in die Umlaufbahn zu bringen.

Und dann kommt plötzlich die russische Oreschnik. Im Wesentlichen sind es dieselben Stäbe Gottes, nur in russischer Ausführung. Aber das ist noch nicht alles. Der Teststart von Oreschnik war für die Vereinigten Staaten kein Geheimnis.

Die russische Führung führte ihn demonstrativ durch. Tatsache ist, dass über jedem unserer Raketentestgelände ständig US-Satelliten kreisen. Diese Satelliten beobachteten die Vorbereitungen für den Start. Das heißt, die Amerikaner wussten mindestens einige Tage vor dem Start von Oreschnik, dass ein Angriff mit einer ballistischen Rakete auf ukrainisches Gebiet vorbereitet wurde. Sie wussten, dass ein Schlag erfolgen würde, kannten die Richtung des Schlags, aber nicht das Ziel.

Deshalb begann in Kiew einen Tag vor dem Angriff die Evakuierung der US-Botschaft. In Washington nahm man an, Moskau bereite einen Schlag mit einer ballistischen Rakete auf deren diplomatische Vertretung in Kiew vor. Die Amis lieben es, ausländische Botschaften zu bombardieren, und dachten, die Russen könnten genauso handeln. Was ist daran am wichtigsten? Nein, nicht der US-amerikanische Schrecken. Der amerikanische Schrecken kommt noch.

Das Wichtigste ist, dass wir den USA die Möglichkeit gaben, Oreschnik wie in einem Schießstand abzuschießen. So nach dem Motto: „Schaut, jetzt starten wir eine Rakete und schlagen damit auf ukrainisches Gebiet ein. Ihr habt gesagt, eure Raketenabwehrsysteme könnten russische Raketen abfangen, oder? Na, dann los! Wir schaffen die idealen Bedingungen für einen Abschuss. Schießt unsere Rakete ab!“ Doch am nächsten Tag traf Oreschnik Juschmasch präzise und kraftvoll, und die Amerikaner konnten nichts dagegen tun. Im Kreml weiß man, dass sie nichts tun können. Die Amerikaner sind nicht in der Lage, russische Hyperschallraketen abzufangen.

Deshalb bereiteten die russischen Raketenspezialisten den Schlag ohne Eile vor und schlugen demonstrativ zu. Daraus resultiert auch das ironische Angebot von Wladimir Wladimirowitsch Putin, ein technologisches Duell zu veranstalten:

„Es gibt also keinerlei Chancen, diese Raketen abzufangen. Aber wenn die westlichen Experten, von denen Sie gesprochen haben, das glauben, sollen sie uns und denen im Westen und in den USA, die sie für ihre Analysen bezahlen, vorschlagen, ein technologisches Experiment durchzuführen, ein sozusagen hochtechnologisches Duell des 21. Jahrhunderts. Sie sollen ein Ziel in Kiew bestimmen, all ihre Luftabwehr- und Raketenabwehrkräfte dort konzentrieren, und wir werden mit Oreschnik zuschlagen. Mal sehen, was passiert.“

Die westliche Presse bezeichnete diesen Vorschlag Putins einstimmig als Witz. Nein, das ist kein Witz. Es ist eine ironische Feststellung der technologischen Rückständigkeit des Westens. Im Raketenbau hat Russland den Westen wenn nicht für immer, so doch für Jahrzehnte überholt. Aus diesem Grund kann die russische Armee, wenn sie den Befehl erhält, jeden beliebigen Ort auf der Erde ruhig und unbehindert zerstören, unabhängig von dessen Schutz.

Wladimir Wladimirowitsch Putin deutet genau darauf hin.

Warum ist eine Hyperschallrakete so schwer abzufangen? Aufgrund ihrer drei technischen Besonderheiten – Flugreichweite, aktives Manövrieren und ihre unglaubliche Geschwindigkeit. In das Flugsteuerungssystem einer Hyperschallrakete ist ein Zufallszahlengenerator integriert. Dadurch erinnert ihre Bewegung an den Flug einer erschreckten Mücke, nur eben mit Hyperschallgeschwindigkeit. Im Gegensatz zu ballistischen Raketen und gleitenden Gefechtsköpfen ist ihre Flugbahn daher nicht vorhersehbar. Das Manövrieren der Hyperschallrakete ist der Hauptfaktor ihrer Unverwundbarkeit. Dieses Manövrieren erschwert den Abfangprozess. Es verändert ständig die Zielerfassung von Abfangraketen, bringt diese dadurch in kritische Flugmodi und verhindert so einen erfolgreichen Abfang. Abfangraketen müssen ihre Zielerfassung und Flugrichtung ständig anpassen, und je näher sie dem Ziel kommen, desto intensiver müssen sie dies tun, wodurch ihre Belastungen bis an die kritische Grenze steigen. Genau deshalb konnten die US-Amerikaner nichts gegen die Oreschnik ausrichten.

Sie konnten nur hilflos zusehen, wie die Russen ein strategisches ukrainisches Objekt zerstörten, zusammen mit westlichen Spezialisten. Wie ich bereits sagte, betrifft der russische Hyperschall jedoch nicht nur die Ukraine und Europa. Wenn Russland es wünscht, kann es problemlos und demonstrativ jedes beliebige Objekt zerstören, unabhängig von dessen Schutz, sei es auf ukrainischem, europäischem oder US-amerikanischem Territorium.

In einem meiner Interviews habe ich einmal gesagt, dass man Menschen bedingt in zwei Kategorien einteilen kann: diejenigen, die die objektive Realität durch Vernunft erkennen, und diejenigen, die dies durch Erfahrung tun. Deshalb spielen einige Kinder nicht mit einer Steckdose, wenn Erwachsene ihnen sagen, dass es wehtun wird, während andere Kinder unbedingt einen Nagel in die Steckdose stecken müssen, um dies zu verstehen. Die Argumente der Erwachsenen wirken bei solchen Kindern aufgrund ihrer kognitiven Beschränktheit nicht.

Die derzeitigen angelsächsischen Eliten gehören zu der zweiten Kategorie weniger kluger Kinder. Aufgrund ihrer geistigen Einfachheit und ihres erheblichen Realitätsverlustes reicht es ihnen nicht aus, nur Informationen darüber zu haben, dass Russland über Hyperschallwaffen verfügt, und es reicht ihnen auch nicht, nur zu wissen, dass sie gegen diese Waffen machtlos sind. Sie müssen es direkt am eigenen Leib erfahren, um ihre Hilflosigkeit zu begreifen. Nur dann kann ihr Gehirn die Verbindung zur Realität wiederherstellen und ihre geistige Angemessenheit zurückgewinnen.

In dem Wissen hat Wladimir Wladimirowitsch mit Hilfe der Oreschnik diesen Eliten geholfen, die Verbindung zur Realität wiederherzustellen. Ob allerdings ihre geistige Angemessenheit wiederhergestellt werden kann, bleibt fraglich. Denn in Washington verstehen bis heute nicht alle die einfache, offensichtliche Tatsache, dass russische ballistische Interkontinentalraketen schnell das US-Territorium erreichen und Schwärme von Hyperschall-Gefechtsköpfen darauf abfeuern können.

Dabei handelt es sich nicht um einfache Metallblöcke, wie es in Dnepropetrowsk der Fall war, sondern um Gefechtsköpfe mit nuklearer Bewaffnung. Über die Oreschnik wird im Westen so viel gesprochen, weil wir den US-Amerikanern und Europäern direkt gezeigt haben, wie dieses Raketensystem funktioniert.

Aber die Oreschnik ist nicht die einzige ballistische Rakete mit Hyperschall-Gefechtsköpfen, die Russland besitzt. Zum Beispiel ist das Raketensystem Awangard ein Analogon zur Oreschnik. Es ist ebenfalls ballistisch und ebenfalls mit einem Hyperschall-Gefechtskopf ausgestattet. Genau wie die Oreschnik bringt Awangard einen Hyperschall-Gefechtskopf auf große Höhe, der sich dann vom Träger löst und aktiv manövrierend ungehindert auf das Ziel zusteuert.

Der Unterschied zwischen Awangard und Oreschnik besteht lediglich darin, dass die Oreschnik eine ballistische Rakete mittlerer Reichweite ist, während Awangard eine Interkontinentalrakete ist, die US-Raketenabwehrsysteme umgehen und tief in die Vereinigten Staaten einschlagen kann – und das nur zehn Minuten nach dem Start.

Das heißt, Oreschnik ist für nukleare Schläge auf ganz Europa ausgelegt, während Awangard für nukleare Schläge auf das gesamte Territorium der USA gedacht ist. Weder Europäer noch US-Amerikaner sind in der Lage, die Hyperschallangriffe dieser beiden Raketensysteme abzuwehren.

Das bedeutet, während wir Russen gleitende US-Gefechtsköpfe, die auf berechenbaren ballistischen Bahnen zum Ziel fallen, abschießen können, sind die Amis nicht in der Lage, russische gesteuerte Hyperschall-Gefechtsköpfe abzufangen. Das ist der Unterschied zwischen einem russischen nuklearen Schlag und einem westlichen.

Darüber hinaus verfügt Russland neben Awangard über die Interkontinentalrakete der fünften Generation Sarmat mit einer Reichweite von 18.000 Kilometern und der Möglichkeit, sie mit Hyperschall-Gefechtsköpfen vom Awangard-System auszustatten. Der Radius der nuklearen Zerstörung einer einzigen Sarmat beträgt etwa 650.000 Quadratkilometer. Das ist größer als die Fläche Frankreichs. Insgesamt würden für die vollständige Zerstörung Europas lediglich 15 solcher Raketen ausreichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Russland derzeit über eine ganze Reihe verschiedener Hyperschallraketen verfügt, von operativ-taktischen bis hin zu strategischen. Die Vereinigten Staaten hingegen führen immer noch Tests durch. Diese Tests sind angeblich erfolgreich, zumindest behaupten das die Amerikaner regelmäßig.

Dennoch haben die USA bis heute keine Hyperschallwaffen im Einsatz. Das war’s von mir für heute.

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