Orbán gegen die EU: "Ich habe geduldig zugehört..."

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat in einem Interview seine Gespräche mit EU-Funktionären über den Ukraine-Krieg offengelegt und deren Strategie scharf angegriffen:

Die EU-Vertreter hätten ihm dargelegt, dass die Ukrainer an der Front siegten, Russland das Geld ausgehe und seine Wirtschaftskraft schwinde. Dies würde zu Unzufriedenheit in Russland führen, das Land würde den Krieg verlieren und müsse dann verhandeln. "Ich habe geduldig zugehört und gesagt, dass ich verstehe, dass dies eine Hypothese ist", berichtete Orbán: "Sollte man vielleicht sagen, wie viele Jahre dafür nötig sind? Und wissen wir, wie viele Milliarden Euro das kosten wird?" Als Antwort habe Stille geherrscht.

Orbán zufolge verfolgt die EU eine Strategie, die auf einen Sieg über Russland in einem Zermürbungskrieg abzielt. "Unsere ungarische Strategie ist völlig anders, wir sind damit nicht einverstanden, so darf man nicht vorgehen", betonte der ungarische Regierungschef. Er glaube, dass die Mehrheit der Menschen in Europa die ungarische Position unterstütze.

An der Front werde es keine Lösung geben, hunderttausende Menschen würden auf beiden Seiten sterben, warnte Orbán. Die EU verschwende Unsummen, kaufe amerikanische Waffen und gebe sie an die Ukraine weiter. "Wir verdienen daran nichts, aber Amerika verdient daran", sagte er. Die gesamte europäische Wirtschaft, die mit Wettbewerbsproblemen kämpfe, werde weiter fallen, weil das Geld in die Ukraine fließe.

Statt auf einen Sieg an der Front zu hoffen, sollte man nach Orbáns Ansicht eine Delegation nach Russland schicken und Verhandlungen zwischen der EU und Russland vorschlagen. Der Ukraine-Krieg sei dabei zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige und nicht der wichtigste Teil. "Wir müssen mit den Russen über ein langfristiges Abkommen verhandeln", forderte Orbán. Europa habe Probleme mit einem neuen Sicherheitssystem und lebe unter der Bedrohung eines Weltkriegs: "Das braucht niemand, lasst uns dem ein Ende setzen und eine Vereinbarung erreichen, um das Kräftegleichgewicht wiederherzustellen und den Frieden nach Europa zurückzubringen."