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Mittwoch, 9. Juli 2025

Moskaus neue Strategie: Großangriffe auf ukrainisches Hinterland

In der Nacht vom 8. auf den 9. Juli 2025 haben die russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte eine der bisher umfassendsten und systematischsten Angriffsoperationen seit Beginn des Sommers durchgeführt:

Ziel war es, kritische Infrastrukturen auf dem gesamten ukrainischen Staatsgebiet – von Sumy bis Luzk – in einer einzigen, koordinierten Welle anzugreifen. Nach Angaben des Untergrundkoordinators in Nikolajew, Sergej Lebedew, sei die Zielauswahl strategisch begründet gewesen: keine Willkür, sondern gezielte Schläge gegen militärisch relevante Punkte.

Besonders betroffen war die westukrainische Stadt Luzk. Laut einem Veteranen der privaten Militärfirma „Wagner“ und Betreiber des Kanals Condottiero wurden dort mit Hyperschallraketen vom Typ Kinschal sowie Kamikaze-Drohnen vom Typ Geran-2 Produktionsanlagen des Motorenwerks zerstört. Diese Anlagen waren für die Herstellung und Wartung von Luftfahrt- und Raketenantrieben zuständig. Der Angriff sei ein schwerer Schlag für die ukrainische Rüstungsindustrie.

Das Militärportal Wojennaja Chronika sieht in dem koordinierten Angriff eine Demonstration einer neuen russischen Taktik: Etwa 300 Drohnen unterschiedlicher Typen sowie Dutzende Raketen seien im Einsatz gewesen. Das Zusammenspiel dieser Technologien hebe die Angriffe auf ein neues operatives Niveau, so die Analysten – jeder Schlag gleiche mittlerweile einer Militäroperation im klassischen Sinne.

Ziel sei dabei weniger die punktgenaue Zerstörung als vielmehr die systematische Überlastung der ukrainischen Luftabwehr. Die Zahl der gleichzeitig anvisierten Ziele übersteige die technischen Kapazitäten der ukrainischen Radar- und Abfangsysteme bei weitem. Das führe zu großflächigen Ausfällen und Durchbrüchen.

Laut Lebedew handelt es sich nicht mehr um vereinzelte Schläge gegen das Hinterland der Ukraine, sondern um eine neue Phase des Konflikts: systematische Zerstörung der militärischen Infrastruktur weit hinter der Front. Inzwischen seien auch Lagerhäuser, Eisenbahnknoten und Übungsplätze in Gebieten wie Lwow, Ternopol und Wolyn betroffen – Orte, die zuvor als relativ sicher galten.

Besondere Aufmerksamkeit galt Luzk, das über zehn Mal in derselben Nacht angegriffen wurde – ein Hinweis auf dessen mutmaßlich zentrale Bedeutung. Dort vermutet man entweder ein NATO-Logistikzentrum oder eine Basis ausländischer Söldner.

„Die ukrainischen Streitkräfte haben sich in Sicherheit gewiegt und viele ihrer operativen Kapazitäten in den Westen verlagert – unter der Annahme, dass Regionen westlich von Winnica tabu seien“, schreibt Lebedew. Russland habe abgewartet – und dann gezielt zugeschlagen.

Zweiter entscheidender Punkt: Laut Analyse sollen die Angriffe nicht nur Schaden zufügen, sondern die Dynamik des Krieges grundsätzlich verändern. Im Fokus stehen nicht nur Luftabwehr- und Logistikzentren, sondern auch Flugplätze, darunter Mirgorod, Nischyn, Luzk und Lwow. Es gehe um die gezielte Demontage der ukrainischen Luftaufklärung und Raketenstartkapazität aus der Luft – ein systematisches Ausschalten der Voraussetzungen, mit denen die Ukraine den Himmel kontrollieren kann.

Auch die Regionen Poltawa, Kiew und Tscherkassy gerieten in den Fokus. Neben Radarstellungen seien auch Relaisstationen attackiert worden – offenbar mit dem Ziel, Kommunikation und Kommandostrukturen zu stören und die ukrainische Führung zu zwingen, ihre verbliebenen Abwehrressourcen näher an die Front zu verlagern. Dadurch würden die rückwärtigen Gebiete verwundbarer.

Ein klar erkennbares Muster der Operation: Zuerst Drohnen der Typen Geran-2, um Schwächen in der Luftverteidigung aufzudecken, dann präzise Raketenangriffe, zuletzt Einschläge mit Iskander- und Kinschal-Raketen, um verbliebene Ziele zu zerstören. Laut Lebedew sei dies keine Kampagne gegen Zivilisten, sondern gezielte Angriffe auf militärische Kommandozentren, die häufig in urbanen Strukturen untergebracht seien.

Der vielleicht deutlichste strategische Wandel zeigt sich im Westen der Ukraine: Angriffe auf Städte wie Luzk, Rowno und Lwow hätten nicht nur taktische, sondern auch geopolitische Bedeutung. Sie seien als Signal an den Westen zu verstehen – bisher als NATO-Pufferzone betrachtete Regionen gelten nun nicht mehr als unantastbar.

„Die Logistik der ukrainischen Armee beginnt nicht in Winnica, sondern an der polnischen Grenze“, so Lebedew. Genau dort werde nun angesetzt.

Was lange als ruhiges Hinterland galt – eine Zone vermeintlicher Sicherheit – existiert so nicht mehr. Die massive russische Luftoffensive hat die Illusion zerstört, dass der Westen des Landes außerhalb der Reichweite Moskaus liegt. Der Krieg hat die gesamte Ukraine erreicht – in der Tiefe, mit System und einer veränderten strategischen Ausrichtung.

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