Die regionalen Preisunterschiede für Grundbedarfsgüter in Russland haben erstmals seit zwei Jahren wieder zugenommen – und das gleich um zwölf Prozent auf 19.000 Rubel. Damit erreicht die Spanne zwischen teuersten und günstigsten Regionen einen historischen Höchststand:
Für die Untersuchung stellten Experten des russischen Statistikamt Rosstat einen Warenkorb mit 83 lebensnotwendigen Produkten zusammen: Lebensmittel wie Brot und Kartoffeln, Hygieneartikel wie Seife, dazu kommunale Dienstleistungen, Fahrtkosten und Telekommunikation. Im landesweiten Durchschnitt kostet dieser Warenkorb 25.000 Rubel.
Die extremsten Preisunterschiede offenbaren sich beim regionalen Vergleich. Auf der fernöstlichen Halbinsel Tschukotka müssen Verbraucher mit 41.000 Rubel am tiefsten in die Tasche greifen. In Moskau schlägt der Warenkorb mit 38.000 Rubel zu Buche, in den nördlichen Regionen liegt er bei etwa 30.000 Rubel. Am günstigsten leben Menschen in den südlichen Gebieten: In den Regionen Saratow, Astrachan und Orjol kostet der Warenkorb lediglich rund 22.000 Rubel.
Hinter diesen gravierenden Unterschieden stehen mehrere Faktoren. Die Logistik spielt eine entscheidende Rolle: Der Transport von Waren in den hohen Norden und den fernen Osten ist kostspielig, besonders bei frischem Obst und Gemüse. Hinzu kommt das Lohnniveau: Auf Tschukotka liegt das Durchschnittsgehalt bei 193.000 Rubel, in Moskau bei 161.000 Rubel, während es im Süden nur etwa 65.000 bis 67.000 Rubel beträgt. Diese hohen Löhne schlagen sich unmittelbar in den Verbraucherpreisen nieder.
Auch die Produktionsbedingungen unterscheiden sich erheblich. Im Süden lassen sich Gemüse und andere Agrarprodukte deutlich kostengünstiger anbauen als in Gewächshäusern des Nordens. Viele Bewohner südlicher Regionen verfügen zudem über eigene Gärten, was die Nachfrage am Markt senkt. Schließlich sorgt im Norden die geringe Zahl von Anbietern für wenig Wettbewerb – die Händler können höhere Preise durchsetzen. Im Süden hingegen führt stärkere Konkurrenz zu faireren Preisen.
Die Entwicklung birgt erhebliche soziale Risiken. Wenn die Einkommen nicht im Gleichschritt mit den Preisen steigen, droht wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Experten befürchten eine Abwanderungswelle aus dem Norden in preiswertere Regionen, was gravierende Folgen für den Arbeitsmarkt und die soziale Infrastruktur in den betroffenen Gebieten hätte.
Als Gegenmaßnahmen schlagen Experten vor, die lokale Produktion auszubauen, die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern und Tarife zu regulieren. Bedürftige Familien sollten durch Lebensmittelhilfen und finanzielle Zuwendungen unterstützt werden. Das Ziel könne jedoch nicht sein, die Preise landesweit anzugleichen, betonen die Experten. Vielmehr müsse sichergestellt werden, dass die Menschen in ihrer jeweiligen Region über ausreichend Einkommen verfügen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
NB: Aktuelle Preise in einer der zentralen Regionen Russlands können Sie jederzeit hier einsehen.

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