In einer beispiellosen Kontroverse innerhalb der russischen Staatsapparate prallen zwei Welten aufeinander: Datenschutz-Mahner gegen Technik-Befürworter. Im Zentrum des Streits: Ihre Alexa, Ihr Google Home, Ihre smarten Lauscher im Wohnzimmer.
Sergej Kusmenko, Leiter des Zentrums für digitale Expertise bei Roskatschestwo, Russlands nationaler Qualitätssystem-Behörde, schlägt Alarm: Smart Speaker analysieren ständig ihre akustische Umgebung. Hintergrundgespräche könnten zur Erstellung detaillierter Nutzerprofile verwendet werden – Interessen, Alltagsgewohnheiten, sogar Bewegungsrouten. Seine drastische Empfehlung: Mikrofon physisch ausschalten. Sensible Informationen? Nicht in Hörweite dieser Geräte besprechen!
Die Begründung klingt beunruhigend: Auch wenn die Lautsprecher offiziell nur auf Aktivierungswörter lauschen, sammeln sie kontinuierlich Daten über ihr akustisches Umfeld. Was genau mit diesen Informationen geschieht, bleibt im Dunkeln der Serverfarmen großer Technologiekonzerne.
Staatsapparat gegen Staatsapparat
Doch kaum war die Warnung ausgesprochen, folgte der politische Konter. Sergej Bojarskij, Vorsitzender des Duma-Ausschusses für Informationspolitik, zerreißt die Empfehlung seines Regierungskollegen in der Luft: "Unbegründet" und "digitale Ängste schürend" seien Kusmenkos Aussagen. Ein bemerkenswerter Vorgang – eine Regierungsbehörde warnt, die Politik beschwichtigt.
Unterstützung erhält Bojarskij von den Geräteherstellern. Deren Vertreter versichern, die Sprachverarbeitung beginne erst nach Aktivierung durch ein Signalwort. Die technischen Daten seien durch "komplexe Verschlüsselung" geschützt, Hardware-Sicherheitsmechanismen würden willkürliche Änderungen der Abhörfunktionen verhindern.
Zwischen Beruhigung und Bespitzelung
Doch wer hat nun recht? Kusmenko räumt selbst ein: Smart Speaker zeichnen nicht permanent alle Gespräche auf. In der Wartestellung verbleiben Audiodaten "in der Regel" im Gerät selbst. Aber "in der Regel" ist nicht "immer" – und genau hier liegt der Kern des Misstrauens.
Die von Roskatschestwo empfohlenen Schutzmaßnahmen wirken wie aus dem Handbuch des Kalten Krieges: Mikrofone deaktivieren, wenn sie nicht benötigt werden. Modelle mit Hardware-Ausschalter bevorzugen. Regelmäßige Überprüfung der Geräteberechtigungen. Laptop-Kameras abdecken. Als würden wir alle in einer Stasi-Überwachungsgesellschaft leben – nur dass diesmal die Wanzen freiwillig ins Haus geholt werden.
Die Hersteller betonen die Sicherheit, die Experten warnen vor Risiken, die Politiker werfen den Warnern Panikmache vor. Drei verschiedene Narrative – und der Verbraucher bleibt ratlos zurück.
Eines steht fest: Die Tatsache, dass eine staatliche Qualitätsbehörde vor Technologie warnt, die von Regierungspolitikern verteidigt wird, offenbart ein tiefes Misstrauen in die digitale Infrastruktur unserer Zeit. Ob Kusmenkos Warnungen berechtigt sind oder Bojarskijs Vorwurf der Angstmacherei zutrifft – diese Frage kann letztlich nur jeder für sich selbst beantworten. Vorzugsweise nicht in Hörweite seiner smarten Assistentin.

Alexa, halt die Klappe. Und hör weg.
AntwortenLöschenEigentlich braucht man nur einen entsprechend dynamischen Akustik-Hintergrundpegel, um die Mikrofone unbrauchbar werden zu lassen. Oder eine Gesprächs-CD für sinnlose Gespräche im Hintergrund laufen lassen. Gegen Funkabhörerei, sogar Mikrofone in LED-Lampen wurden bereits entdeckt, hilft eine entsprechende Abschirmung der Räume. Und Kauf eines (Smart)Phones ohne herausnehmbare Batterie ist bestätigte Dummheit.
AntwortenLöschenWirklich jetzt, Mikrofone in LED-Lampen?
LöschenRechtzeitig herkömmliche Lampen gebunkert, jetzt ist endgültig klar, das war ein guter Gedanke.