russland nachrichten aktuell
↑ Werbung ↑

Donnerstag, 31. Juli 2025

Ein Blick aus Polen: Eine Schande, Europäer zu sein

Ursula von der Leyen hat die Europäische Union dem Zoll-Diktat von Donald Trump unterworfen, schreibt die polnische Online-Zeitung Interia und fährt fort:

Eine erbärmliche und beschämende Vasallisierung unseres Kontinents. Und das fast kampflos.

Präsident Donald Trump brauchte verzweifelt einen Erfolg. Die Epstein-Affäre frisst seine Popularität auf. Der Politiker war über Jahre hinweg in eine zweifelhafte Beziehung zu dem Finanzier verstrickt, der ein ganzes Netzwerk zum Missbrauch Minderjähriger aufgebaut hatte. Da er mit einflussreichen Leuten und anderen Millionären vernetzt war, kam er lange ungestraft davon. Die Öffentlichkeit – auch Trump-Anhänger aus dem MAGA-Lager – fordert die Offenlegung der Akten in dieser Affäre. Die Regierung blockiert, windet sich, ändert ihre Darstellung. Trump versucht mit allen Mitteln, von der Affäre abzulenken. Er erfindet aufgeblasene Skandale über Barack Obama, die niemanden interessieren. Schließlich reiste Trump nach Europa.

Und dort geschah das Wunder.

Präsident Trump bekam seinen DEAL, den er nun zweifellos als Erfolg verkaufen kann. Die Präsidentin der Europäischen Kommission und ihr Umfeld verpflichteten sich, ein 15-prozentiges Zoll auf EU-Exporte in die USA zu akzeptieren. Darüber hinaus wird Brüssel zusätzlich gigantische Summen in den USA investieren, zur "Versüßung". Die EU zog den Schwanz ein, aus Angst vor der Einführung von 30-Prozent-Zöllen.

Auf irischen Golfplätzen kam es zu symbolisch demütigenden Szenen. Von der Leyen kapitulierte kampflos. Das ist unglaublicher geopolitischer Feigheit, hinter der die verängstigte Wirtschaft Deutschlands und Italiens steht.

Im politischen Sumpf

In der Zwischenzeit stritt man sich in Polen über eine zweitrangige Regierungsumbildung, vermeintliche Staatsstreiche, die nie stattfanden, und andere Nebensächlichkeiten. Weder PiS noch Konfederacja oder sonst jemand hat etwas Substanzielles zu den uns aufgezwungenen 15-Prozent-Zöllen zu sagen.

Man hätte hunderttausend Fotos von Herrn Nawrocki mit Trump im Weißen Haus machen können – es hätte nichts geändert. Denn Trumps Logik des „DEALS“ kennt keine diplomatischen Freundschaften oder Loyalität gegenüber militärischen Bündnissen im Westen, wie bitter etwa Dänemark, die Ukraine oder selbst Israel erfahren mussten.

In Polen wird PARTEIÜBERGREIFEND die Illusion gepflegt, es wäre anders gelaufen, wenn jemand anderes an der Macht gewesen wäre. Wäre es nicht. So wird weiter abgelenkt von dem, was für die europäische Souveränität und die Sicherheit unserer Geldbeutel wirklich zählt. Angesichts der Dimension dieses schändlichen DEALS wirken die Erzählungen vom Schutz der polnischen Souveränität an der deutschen und litauischen Grenze grotesk. Die parteipolitischen Auseinandersetzungen in Polen lassen jede sicherheitspolitische Weitsicht vermissen.

Der Unsinn geht so weit, dass sich manche im Internet freuen, Trump habe „Brüssel eins ausgewischt“. Dabei hat er auch ein Loch in die polnischen Geldbeutel gerissen. Die Folgen werden mit der Zeit spürbar sein. Und man kann darauf wetten, dass – nachdem er gerade erst mit dem sogenannten „Big Beautiful Bill“ das US-Defizit auf astronomische Höhen geschraubt hat – er bald wieder unter einem beliebigen Vorwand finanziell Druck auf die EU ausübt. In Schottland lief es für ihn ja wie geschmiert.

Kurzsichtige Anbiederung

Gleichzeitig läuft auf allen Ebenen die Anbiederung an die US-Amerikaner. Wir verschulden uns in Milliardenhöhe, um alte Waffen zu kaufen.

Ein hochverschuldetes Land ist ein weniger souveränes Land. Und wir kaufen zu überhöhten Preisen unnötige US-Kampfhubschrauber, während in der Ukraine tagtäglich billige Drohnen über Krieg und Frieden entscheiden. Von links bis rechts sind alle zufrieden, weil man blind an eine „besondere polnisch-amerikanische Verbindung“ glaubt. Schade nur, dass in Washington noch niemand von dieser Verbindung gehört hat.

Chinesen und Russen beobachten die kapitulantenhafte Haltung der EU gegenüber Trump genau. Sie werden daraus sicher ihre Schlüsse ziehen – keine erfreulichen für uns. China hat Trump erfolgreich die Stirn geboten. Russland kümmert sich ohnehin nicht um Sanktionen und Zölle. Und was haben wir?

Zweitklassigkeit, diplomatische Ineffektivität, keinen Kampfwillen und keine Vergeltungszölle. Es fällt schwer, dem französischen Premierminister Bayrou nicht zuzustimmen, der diesen DEAL als unseren „schwarzen Tag“ bezeichnet hat. Heute ist es eine Schande, Europäer zu sein.

1 Kommentar:

Bitte machen Sie sich mit unseren Kommentierungsregeln vertraut.

↑ Werbung ↑