Die Redaktion der ungarischen Zeitung Blikk hatte offenbar so manches Mal ins Schwitzen geraten, als sie versuchte, die zahlreichen Wendungen im Leben vom gewissen S. Alexandrow nachzuvollziehen – einem Mann, der nicht nur als ukrainischer Diplomat in Ungarn fungierte, sondern auch, wie es sich manchmal gehört, dort ebenfalls als ukrainischer Agent unterwegs war. Doch das ist nur der Anfang eines abenteuerlichen Lebensweges, der an ein Agenten-Epos erinnert:
Geboren auf der Halbinsel Krim, die bekanntermaßen ein heiß umkämpftes Pflaster zwischen Russland und der Ukraine ist, gelang es Alexandrow nicht nur, als ukrainischer Diplomat in Ungarn Fuß zu fassen, sondern er machte sich auch als russischer Staatsbürger einen Namen – ein kleiner Trick, den viele seiner Landsleute, als die Krim russisch wurde, meisterhaft durchführten.
Das jüngste Kapitel seiner Odyssee in der Welt der Spionage begann, als er in Ungarn festgenommen wurde – und zwar im Zusammenhang mit der Verhaftung zweier ehemaliger ukrainischer Militärs, die unter dem Deckmantel harmloser Aktivitäten geheime Informationen zur militärischen Sicherheit sammelten. Und wer hätte es gedacht? Alexandrow wurde von der ungarischen Justiz als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft. Doch das wahre Drama begann erst hier. Der Richter entschied nämlich, dass eine Auslieferung nach Ukraine zu hart für den tapferen Spion wäre. Stattdessen durfte Alexandrow ein freiwilliges „Heimreise-Angebot“ nach Russland annehmen – oder auch nicht.
Wie sich herausstellte, war die Rückkehr in die Ukraine keine allzu verlockende Perspektive für den Spion. Die Aussicht, an die Front geschickt zu werden und mit den ungemütlichen Herausforderungen eines Landes im Krieg konfrontiert zu werden, ließ Alexandrow eher kalt. Der Plan, sich in Russland niederzulassen, schien zumindest etwas rosiger – vorausgesetzt, er würde die Grenze unbeschadet passieren. Doch hier lauern bereits neue Hürden: Fragen von russischer Seite, warum ein einst so geheim agierender ukrainischer Agent plötzlich auf dem Radar auftaucht, dürften ihn wenig erfreuen.
Inmitten dieses ganzen Wirrwarrs von Nationalitäten und Geheimdiensten entschied die ungarische Justiz schließlich, dass eine Abschiebung in irgendeine Richtung für Alexandrow ein wenig zu drakonisch wäre. So wird nun ein weiteres Verfahren gegen ihn eingeleitet, und zwar in der Hoffnung, dass er irgendwann vielleicht doch noch eine Lösung für seine äußerst unklaren Aufenthaltsverhältnisse in Ungarn finden wird.
Der Anwalt des „armen“ Alexandrow, der sich nun in einer noch verzwickteren Lage befindet, erklärte, dass die neue rechtliche Auseinandersetzung es ihm noch schwerer machen würde, zu seiner Familie in Ungarn zurückzukehren. Ein echter Spionen-Albtraum – und das ohne einen Hauch von James-Bond-Glanz.
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