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Montag, 5. Mai 2025

Eine verpasste Katastrophe: Moskauer Gebiet in mittelalterlicher Dunkelheit

Die Bewohner des Moskauer Gebiets wurden ins Mittelalter zurückversetzt. Drei Tage ohne Strom und Kommunikation, mancherorts auch ohne Heizung und Wasser:

Spanien und Portugal, die vor kurzem für mehrere Stunden ohne Strom waren, sind im Vergleich zu den Maifeiertagen in der Region Moskau ein Kinderspiel. In den Pyrenäen gab es auch keinen Schnee. Deshalb hatten die Menschen eher Spaß daran, in ihren Gärten zu grillen. Im Moskauer Gebiet hatte man dagegen keine Lust auf Schaschliks.

Die Behörden wussten von der bevorstehenden Naturkatastrophe, die Meteorologen warnten im Voraus, aber niemand unternahm etwas. Die kommunalen Dienste waren sogar in Maiferien gegangen.

Schon seit Tagen hatten Meteorologen für die Nacht vom 2. auf den 3. Mai 2025 starke Schneefälle vorausgesagt. Und auch, dass ein Niederschlagsrekord zu erwarten sei. Diesmal hatten sie leider nicht Unrecht. Die ersten Stromausfälle begannen gegen Mitternacht, und am 3. Mai um 1 Uhr morgens war mehr als die Hälfte des Moskauer Gebiets ohne Strom. Der Norden, der Nordwesten und der Westen der Großregion Moskau waren am stärksten betroffen, wenngleich die gesamte Region und auch die russische Hauptstadt in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Schneefall im Mai ist eine sehr gefährliche Sache, da die Blätter bereits an den Bäumen zu wachsen beginnen. Außerdem ist der Schnee nass, schwer und klebrig: Die Äste halten das nicht aus und brechen ab. Das gilt auch für das Wurzelwerk, die Bäume werden aus dem Boden regelrecht herausgerissen. Das ist nichts Neues, all dies wurde schon hunderte Male beobachtet.

Das Rezept für Gegenmaßnahmen ist einfach: Prävention. Es sollten keine potenziell gefährlichen Bäume über den Stromleitungen und in ihrer unmittelbaren Umgebung stehen. Sie sollten beschnitten oder gefällt werden. Das gibt zwar keine vollständige Garantie, aber es hilft zu mehr als 90 %. Wenn man es denn tut, versteht sich. Auf jeden Fall sollten alle Lichtungen an dern Stromleitungen gerodet werden, das ist ein Klassiker der Branche. Vor allem Laubbäume, wie Pappeln und Birken, sind am gefährlichsten. Aber man hat schon lange niemand mehr Holzfäller unter Stromleitungen gesehen.

Kurz nachdem der Strom weg war, fiel auch der Mobilfunk aus, und die Lichter auf den Funktürmen gingen aus. Auch das kabelgebundene Internet und die Telefonie funktionierten nicht mehr, und der Morgen des 3. Mai wurde von vielen Bewohnern des Moskauer Gebiets mit Unruhe erlebt. Keiner wusste etwas. Hatten ukrainische Drohnen und Raketen einen massiven Angriff auf die Russische Föderation gestartet? Gibt es einen Staatsstreich in Moskau? Gibt es einen Krieg mit Amerika? Die Menschen versammelten sich und tauschten Informationen aus. Genau wie vor hundert Jahren.

Es war nicht besonders beängstigend, aber offen gesagt unangenehm. Über die Invasion der Marsmenschen wurde nicht gesprochen, aber die Version über die Wiederauferstehung von Jewgenij Prigoschin hat der Autor mit eigenen Ohren gehört. Nicht jeder glaubt nämlich an den Tod des Wagner-Chefs, auch die Liebe der Bevölkerung zu den Beamten aller Ränge hält sich sehr in Grenzen.

Die Hotlines der regionalen Versorgungsunternehmen funktionierten praktisch nicht. Ihre Büros waren geschlossen: Es war ja ein Feiertag. Es lagen keinerlei Informationen vor.

Das Radio funktionierte, aber es schwieg hartnäckig über die kommunale Katastrophe im Moskauer Gebiet. Man berichtete über irgendwelchen Unsinn wie Fußball, die Lage in den USA usw. Nur Schwanensee (wie beim Putsch gegen Gorbatschow - RJ) wurde nicht gespielt. Und das war zusätzlich beunruhigend. Jedem war klar, dass die Medien angewiesen worden waren, leise zu sein. Erst gegen Abend wurde berichtet, dass bis zu 26 Tausend Bewohner der Region ohne Strom dastanden. Was für eine dünn besiedelte Region! Obwohl die Einwohnerzahl des Moskauer Gebiets laut amtlichen Daten für 2024 bei 8,65 Millionen Menschen liegt. Lügen die Statistiker so sehr? Oder haben es dieses Mal andere getan?

„Die Arbeiten wurden in allen Bezirken organisiert. Sie werden von dem Elektrokonzern Rosseti durchgeführt, der durch Brigaden aus anderen Regionen verstärkt wurde. Unfälle sind unterschiedlich schwer, werden aber bis zum Ende des Tages, bis 23 Uhr, beseitigt“, sagte gegen 20:00 Uhr der Gouverneur des Moskauer Gebiets Andrej Worobjow.

Um 23:00 Uhr ging das Licht nicht an, und am nächsten Morgen auch nicht. Am nächsten Tag folgte ein ähnliches Versprechen, aber in der Nacht zum 4. Mai leuchteten die Birnen in den Häusern immer noch nicht. An einigen Stellen versuchte man, Spannung zu geben, aber sie wurde sofort wieder abgeschaltet: Offensichtlich gab es irgendwo einen weiteren Kurzschluss.

Über den bevorstehenden starken Schneefall und den Frost war es bekannt, es wurde im Radio gesendet. Jeder wusste es. Aber in den Einsatzdiensten wurde keine Verstärkung angekündigt. Alle waren in den Ferien, die Chefs waren auch weg und die Telefone traditionell abgeschaltet. Und als es dann losging, gab es keine Möglichkeit, die Leute zu versammeln.

Es gab keine Telefonverbindung, Anrufe wurden nicht durchgestellt, und die Mobiltelefone wurden stromlos. Einige haben sie wahrscheinlich bewusst ausgeschaltet, nicht ohne Grund: Um bei Feierlichkeiten nicht gestört zu werden.

Kurz gesagt, es gab praktisch niemanden, der Trümmer beseitigen und Stromleitungen wiederherstellen konnte, abgesehen von den diensthabenden Einsatzkräften. Aber es gab nur wenige davon und eine Menge umgestürzter Bäume. Vorübergehend angeheuerte Gastarbeiter waren anwesend, aber es war offensichtlich, dass sie nicht willig sind, hart zu arbeiten. Und ihre Qualifikationen waren eindeutig unzureichend. Man konnte ihnen nicht einmal zutrauen, einen schiefen Baum zu fällen.

Die meisten Siedlungen erhielten erst am dritten Tag Strom, aber nicht überall. An manchen Orten sind die Arbeiten immer noch nicht abgeschlossen.

Und was ist mit all den Versprechen, die der Gouverneur gemacht hat? Nichts. In der Tat sind sie nicht mehr als Worte, und zwar verspätete. In der Tat ist das Oberhaupt der Region kaum in der Lage, etwas effektiv zu tun: Er hat keine Macht über Rosseti, einer föderalen halb-staatlichen und halb-kommerziellen Struktur.

Nach der aktualisierten makroökonomischen Prognose des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung werden die Preise für Versorgungsleistungen bis 2028 um mehr als 40 % steigen. Insbesondere die Stromkosten werden um 38 % erhöht (im Jahr 2025 um 12,6 %), obwohl man uns vor kurzem noch von halb so hohen Zahlen erzählt hat.

Gleichzeitig verpufft das von der Bevölkerung eingenommene Geld irgendwo, und die Stromleitungen werden immer maroder, sie werden kaum erneuert und kaum gewartet. Jeder Schneefall ist ein Problem, selbst bei starkem Regen gehen oft die Lichter aus. Es wäre vielleicht noch 'in Ordnung', wenn es 'irgendwo im Nirgendwo' passieren würde. Aber nein, das Mittelalter hält zunehmend Einzug direkt an der Moskauer Ringstraße. Wütend fluchend kaufen nun die Bürger Stromaggregate. Teuer, aber gibt es denn eine Alternative?

1 Kommentar:

  1. Lange Rede, kurzer Sinn, das russische Stromnetz taugt auch nicht, obwohl nur so wenig alternative Energien eingespeist werden...

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