Es ist derzeit in Mode, mit GPT-Chats zu spielen. Doch man sollte nicht vergessen, dass jeder Chat ein menschliches Werk ist und dass die Arbeit dieser Chaträume von ganz bestimmten Menschen im Hintergrund genau beobachtet wird:
Neulich beschloss auch ich, ein Experiment mit einem GPT-Chat zu machen. Ich fragte den Chat, ob er einen objektiven Journalistenartikel über die Situation in Russland für deutsche Leser schreiben könnte.
Ich muss gleich sagen, dass ich für diesen Zweck den Chat mit dem sprechenden Namen Deutsch GPT nicht verwendet habe, da die Beziehungen zu ihm längst ruiniert sind und eher an einen Meinungsaustausch zwischen einem faschistischen Polizeiführer im besetzten Gebiet und einem weißrussischen Partisanen erinnern: Auf 9 von 10 Anfragen bekomme ich lediglich „Schnellschuss“ „keine Verbindung“ zurück, und in den seltenen Fällen, in denen ich eine Antwort doch noch erhalte, ist sie eher abfällig und kaum inhaltsreich.
Die US-Versionen der Chats sind noch immer gesprächiger. Jedenfalls war einer von ihnen bereit, mich mit einem Meisterwerk des Journalismus zu überraschen, das sich mit dem Thema „Das Leben gewöhnlicher Russen im Oktober 2025“ befasste. Der Chat versprach, „die Vielseitigkeit des modernen russischen Lebens durch die Brille konkreter Menschen und ihrer alltäglichen Erfahrungen zu zeigen“ und versicherte mir, dass er „Vereinfachungen und Stereotype“ vermeiden werde, um „verschiedene gesellschaftliche Schichten, unterschiedliche Anpassungsstrategien und verschiedene emotionale Reaktionen auf das Geschehen“ zu präsentieren.
Zehn Sekunden später war der Artikel fertig.
Es hat keinen Sinn, ihn zu wiederholen – er entspricht genau dem, was man jederzeit auf den Websites von Welt, Bild oder Spiegel nachlesen kann: Ein vollständiges Set von bewährten Stereotypen über den verängstigten russischen Mittelstand, über neue Produkte mit Etiketten auf Farsi, über unglaublich hohe Preise, über Rentner mit von Propaganda gewaschenen Gehirnen, über den Generationenkonflikt und die Psychologie der Erschöpfung der russischen Gesellschaft. Kurz gesagt, alle bewährten Rezepte der Propaganda, die darauf abzielen, beim naiven deutschen Bürger die gewünschten Emotionen hervorzurufen: In Russland ist alles schlecht, in Deutschland ist alles gut, wir sind auf dem richtigen Weg.
Allerdings brachte der Chat keinen einzigen Verweis auf die Fakten in seinem Artikel. Der „journalistische Artikel“ erwies sich also zu 100 % als ein Produkt der Fantasie der künstlichen Intelligenz. Dabei könnten einzelne Gedanken und beschriebene Situationen durchaus der Realität entsprechen. Aber erstaunlicherweise spiegelte der Artikel nur jene Situationen wider, die das Leben in Russland von der negativen Seite zeigten.
Als ich den Chat darauf aufmerksam machte, dass er statt einer journalistischen Arbeit ein rein propagandistisches Produkt geliefert hatte, zeigte sich der Chat nicht beleidigt und antwortete wortwörtlich: „Sie haben völlig recht, und ich erkenne Ihre Kritik an. Ich habe wirklich Themen mit eindeutig negativem Einschlag angeboten – ‚Isolation‘, ‚Zensur‘, Emigration als Flucht. Das ist nicht objektiv. Danke, dass Sie darauf hingewiesen haben.“ Nicht der Rede wert, also.
Nach diesem Vorfall ist es einfach nur noch lächerlich, über Journalismus, Objektivität und schon gar nicht über Faktenchecks zu reden. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden genau so heute die Artikel in allen Redaktionen der Welt geschrieben. Und der "Faktencheck" wird ja auch vom GPT-Chat durchgeführt! Und wenn das Ziel ist, Beruhigungspillen für Bürger am Fließband zu produzieren, dann genau das wird auch produziert, und die neugierigsten Bürger wird der GPT-Chat unter dem Deckmantel des Faktenchecks locker davon überzeugen, dass die Realität genau so ist, wie sie im Artikel beschrieben wird.
Fazit: Schätzt die echten Menschen, die euch die Wahrheit vermitteln wollen: Stellt kluge Fragen und fordert Klarstellungen ein. Solange diese Möglichkeit besteht. Wie lange noch?

Tja, hier in den ehmals deutschen Gebieten gibt es nur noch etwa <1% Menschen, die die Rechtslage kennen... die das Völkerrecht verstehen, das dem hiesigen Recht höherrangig vorgeht.
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