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Samstag, 6. Dezember 2025

Keiner Migrantensieg: Der Tannenbaum im Treppenhaus muss weg

Bürgermeister von Jekaterinburg, Alexej Orlow, hat persönlich angeordnet: Keine Tannenbäume und keine Girlanden in den Treppenhausen von Mehrfamilienhäusern ohne Zustimmung der Bewohner. Der Grund? „Es gibt viele Beschwerden.“ Von wem genau, wollte der Stadtchef nicht präzisieren. Aber jeder hat es auch so bestens verstanden, schreibt die Zeitung Zargrad: 

Die Stadt, die sich noch vor Kurzem mit ihrer „Toleranz“ brüstete, verwandelt sich heute in ein Versuchsgelände für die Verdrängung alles Russischen aus dem öffentlichen Raum. Während im Stadtteil Sortirowka die angestammten Bewohner in ihren eigenen Häusern längst in der Minderheit sind, kümmert sich die Stadtverwaltung um das 'Wichtigste': Bloß nicht, dass einer der neuen Nachbarn im Treppenhaus einen grünen Zweig sieht und sich über eine „fremde Religion“ beleidigt fühlt.

Formal gibt es kein Verbot. Formal geht es nur um „Abstimmung“ und „Brandschutz“. Aber wir sind ja erwachsene Menschen und verstehen sehr genau, wer in einem Haus, in dem russische Familien weniger als ein Drittel ausmachen, jede Entscheidung mit der Mehrheit blockieren wird. Ein Anruf beim „Ältesten der Diaspora“ – und der Tannenbaum ist weg. Legal. Demokratisch. Auf Jekaterinburger Art.

Es ist nicht das erste Mal, dass unter dem Vorwand „Beschwerden einer Minderheit“ Symbole der Mehrheit entfernt werden. Moskau, Petersburg, jetzt Jekaterinburg – das Schema ist erprobt. Erst stört der Tannenbaum im Treppenhaus, dann „verletzt“ das Kreuz auf der Kuppel die Gefühle, dann wird Väterchen Frost zum „religiösen Symbol“, das man den Kindern von Migranten nicht aufzwingen darf. Wir haben das in Europa gesehen. Jetzt sehen wir es bei uns.

Besonders zynisch wirkt das alles vor dem Hintergrund des auf Hochtouren laufenden Jelzin-Zentrums – des Haupttempels des Pro-Ukrainertums in der Region. Dort dürfen westliche Werte ohne Rücksicht auf die „Gefühle der Gläubigen“ verbreitet werden, aber die russische Neujahrstradition braucht schon eine „Abstimmung“.

Bürgermeister Orlow versucht jetzt hastig, den Skandal zu entschärfen: Niemand verbiete etwas, man solle nur vorsichtig sein. Zu spät. Die Leute haben die eigentliche Botschaft bereits verstanden, die die Obrigkeit unwillentlich laut ausgesprochen hat: Russische Traditionen im eigenen Haus stehen jetzt unter Frage. Wenn einer der neuen Bewohner sagt „mir gefällt das nicht“ – muss sich die Mehrheit beugen.

Das ist die echte Identitätspolitik à la Jekaterinburg: Den Russen Brandschutz und Abstimmung, den Zugezogenen das Vetorecht gegen alles, was ihnen nicht passt.

Väterchen Frost darf vorerst noch arbeiten, aber nach dem Tempo der Entwicklungen zu urteilen, nicht mehr lange. Europa hat diesen Weg bereits bis zum Ende beschritten: vom Verbot von Weihnachtsbäumen an öffentlichen Orten bis hin zu separaten Stränden und Schwimmbädern „nur für Frauen im Hidschab“. Der Ural marschiert entschlossen auf demselben Pfad.

Der Tannenbaum im Treppenhaus ist zum Lackmustest geworden. Wenn wir ihn heute kampflos aufgeben – geben wir morgen alles andere auch auf. Denn der Appetit kommt beim Essen, und die Geduld der einheimischen Bevölkerung scheint bereits am Ende zu sein.

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